Öffnung der Stadt zur Eder
Illerplatz / Bremer Str. / Auf der Nemphe / Uferstraße

Wasserpark von oben

 












3D-Modell Wasserpark Illerplatz mit Sicht aus der FGZ


Erläuterung zum Entwurf

1. Anlass
Der Magistrat der Stadt Frankenberg hat für die Stadt im Dezember 2008 einen Rahmenplan
beschlossen, in welchem das Planungsgebiet als Teil des Sanierungsgebietes III
Bahnhofstraße festgelegt wurde. Im Rahmen der vorbereitenden Untersuchungen wurde für
diesen Bereich eine Reihe von Defiziten ermittelt. Insbesondere geben die Barrierewirkung
der Uferstraße und die eingeschränkte Zugänglichkeit des Ederufers Anlass zum Umbau
unter dem Projekttitel „Öffnung der Stadt zur Eder“. Des Weiteren werden die unzureichende
fußläufige Verbindung, das Entwicklungspotenzial hinsichtlich attraktiver
Freiflächenangebote sowie Mängel in Aufenthalts- und Gestaltungsqualitäten benannt.
Im Sommer 2013 hat der Magistrat der Stadt Frankenberg auf diesem Hintergrund zu einem
Honorarangebot mit Ideenskizze aufgefordert, der Lösungs- und Gestaltungsvorschläge zu
den defizitären Punkten aufzeigt. Auf Basis dieser Ideenskizze wurde die hier vorliegende
Entwurfsplanung erstellt.


2. Stadträumlicher Bezug
Das Projektgebiet liegt im Zentrum von Frankenberg in unmittelbarer Nähe zur Eder. Die
Nachbarschaft zum Fluss ist aufgrund der dichten Ufervegetation und der parallel
verlaufende Uferstraße jedoch kaum wahrnehmbar und erlebbar. Der Titel des Projekts
„Öffnung der Stadt zur Eder“ beschreibt damit die wesentliche Entwurfsintention, den Fluss
der Stadt wieder gestalterisch näherzubringen.
Das Planungsgebiet umfasst den Illerplatz in der Fußgängerzone Frankenbergs auf der
Neustädter Straße und streckt sich über die Bremer Straße hinweg, über die Uferstraße bis
zum Ederufer. Das Projekt knüpft somit unmittelbar an die Fußgängerzone mit vielen
Geschäften und Gastronomiebetrieben an und ist in deren Fortführung über die
Bahnhofsstraße auch gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden. Entlang der Achse
zum Fluss wiederum löst sich die in der Fußgängerzone sehr dichte, geschlossene
Bebauung zunehmend auf. Bis auf das Lokal Geronimo sind keine unmittelbar
anschließenden kommerziellen Nutzungen vorzufinden. Der Bauabschnitt zwischen Bremer
Straße und Uferstraße ist nur durch zwei Grundstücksgrenzen mit Zufahrten begrenzt und
besitzt so keine räumliche Fassung. Die Uferstraße entfaltet in ihrer jetzigen Form eine
starke Barrierewirkung. Der entlang des Flusses verlaufende Uferweg ist von den
angrenzenden Gehwegen aus weder sichtbar noch zugänglich.

3. Aufgabenstellung und Gestaltungskonzept
Zielsetzung des Projektes ist es, die Eder von der Innenstadt aus wieder erlebbar zu
machen. Dazu wird die Öffnung und Freilegung einer zentralen Achse vorgesehen, die den
Fluss bereits vom innerstädtischen Illerplatz sichtbar werden lässt. Entlang dieser Achse soll
ein neuer städtischer Freiraum entstehen, der mit einem Wasserspiel alle
Bevölkerungsgruppen zu Aufenthalt und Spiel einlädt. Der Ort besitzt zudem das große
Potenzial, neben seiner Erschließungsfunktion einen innenstadtnahen Spiel- und
Erholungsbereich zu schaffen, der ebenfalls zur Belebung des Geschäftslebens in der
Fußgängerzone beitragen kann.
Die Höhendifferenz zwischen Illerplatz und dem Uferweg entlang der Eder beträgt insgesamt
ca. 7 Meter. Über ein System aus Treppen und Rampen soll der gesamte Höhenunterschied
auch für mobilitätseingeschränkte Personen überwindbar werden. Insbesondere im zentralen
Abschnitt zwischen Uferstraße und Bremer Straße ist es möglich, eine barrierefreie
Erschließung mit Rampensteigungen von maximal 6% und ausreichend Zwischenpodesten
herzustellen. Die Topografie bietet außerdem das Potenzial, ein mehrstufiges Wasserspiel
aufzunehmen, welches die Eder zusätzlich optisch mit der Innenstadt verknüpft. Auf diese
Weise soll die belebte Neustädter Straße dem Fluss gestalterisch nähergebracht werden.
Der stadtnahe Abschnitt zwischen Neustädter Straße/Illerplatz und Bremer Straße weist eine
besonders starke Topografie auf, die aufgrund des Gebäudebestandes und Anschlusshöhen
nicht grundlegend verändert werden kann. Der zentrale Bereich zwischen Bremer Straße
und Uferstraße weist bisher eine kleinteilige und unattraktive Gestaltung auf. Für
mobilitätseingeschränkte Menschen ist dieser Raum zum großen Teil nicht nutzbar, da die
Höhenunterschiede größtenteils über Treppen überwunden werden. Die stärkste Barriere zur
Eder ist jedoch die Uferstraße, welche durch die zusätzliche Parkspur und die durchgehende
Leitplanke für Fußgänger an dieser Stelle nicht zu überqueren ist. Die Schaffung eines
Überweges und die Neugestaltung des Straßenquerschnitts ist die Grundvoraussetzung, um
hier die Barrierewirkung aufzuheben.
Planerische Maßnahmen sollen den fußläufigen Verkehr insbesondere in den beiden
Straßenüberquerungen stärken. Dazu wird an der Bremer Straße ein niveaugleicher
Überweg geschaffen und die Uferstraße mit einem Zebrastreifen gequert. In diesem Zuge
wird die Rahmenplanung zur Neuzonierung der Uferstraße in die Entwurfsplanung integriert.
Hierzu wird die Straße samt Parkplätzen neu geordnet, die separate Parkspur entfällt und die
Fahrbahn wird um bis zu 5 Meter von der heutigen Verlauf Richtung Stadt verlegt. Auf der
flusszugewandten Seite entsteht eine bis zu 5 Meter breite Promenade, welche auf Höhe
des Zebrastreifens zu einem kleinen Platz ausgeweitet wird. An dem Kreuzungspunkt
zwischen Wasserachse und Uferstraße treffen sich außerdem vier überregionale
Radwanderwege, die mit der Platzfläche und direkten Verbindung zum Stadtkern einen
attraktiven Treffpunkt und Rastplatz erhalten.
Insgesamt gilt es, gestalterisch an die bereits sanierten oder in Umbau befindlichen
Stadtgebiete anzuknüpfen. Die Materialität, Farbgebung und Auswahl der
Ausstattungselemente sind im Sinne eines einheitlichen städtischen Gestaltungskonzepts zu
wählen. Darüber hinaus wird die Gestaltung der „Öffnung zur Eder“ unmittelbar an den
Umbau der Fußgängerzone gekoppelt. Es soll ein für viele Nutzer besonders attraktiver
Raum mit Verbindung zum Zentrum der neuen Fußgängerzone entstehen.

4. Entwurf

Entwurf

Als Kernstück des Entwurfes zur „Öffnung zur Eder“ erstreckt sich eine Wasserachse vom
Illerplatz bis hin zur Eder, welche die Blickbeziehung von der Stadt zum Fluss nachzeichnet
und über mehrere Ebenen hinweg die Topographie des Ortes herausarbeitet. Es entsteht
eine zusammenhängende, vielfältige Gestaltung mit bespielbaren Rinnen, Kaskaden und
insgesamt sieben Brunnenbecken, die das Wasser in unterschiedlicher Bewegung
inszenieren.
Der Beginn dieses Wasserspiels ist eine Brunnenanlage auf dem Illerplatz. Hier entsteht zur
Abfangung des Höhenunterschieds zwischen der Zufahrt von der Bremer Straße und der
Fußgängerzone ein zweiteiliges Wasserbecken mit einem wasserfallartigen Überlauf. Das
Becken ist leicht erhöht und lädt so zum Sitzen und Spielen ein. Über eine Schütte wird das
Wasser von dort in eine mit Gitterrost abgedeckte Rinne geleitet, die die genannte Zufahrt
durchschneidet und anschließend über die Treppenanlage zur Bremer Straße als offene
Wassertreppe fortgesetzt wird. Am Fuß der Treppe wird das Wasser unter der Bremer
Straße weitergeführt und taucht auf der gegenüberliegenden Seite in einem fast
niveaugleichen Wasserspiegel wieder auf.
Hier beginnt der zentrale Wasserspark mit vier zusammenhängenden Becken, welche über
kleine Wasserfälle abgestuft der Topographie des Ortes folgen. Optisch entsteht so über die
gesamte Länge der Effekt eines breiten Wasserbandes, welches später in die Eder mündet.
Die einzelnen Becken können betreten werden und bieten bespielbare Brunnenelemente,
wie z.B. ein beleuchtetes Fontänenfeld, ein überströmtes Wellenrelief und verschiedene
Wasserspielgeräte.
Die Wasserbecken werden entlang der Achse beidseitig von einem Fußweg flankiert und von
diagonal verlaufenden Rampen durchschnitten. Dabei ergibt sich ein System aus Treppen
und Rampen, die den Wasserspielplatz nicht nur vielseitig erlebbar machen, sondern mit
einer maximalen Rampensteigung von 6 Prozent und kurzen Längen auch die Begehbarkeit
durch mobilitätseingeschränkte Personen sichern. Die Wege werden mit Pollerleuchten
ausgeleuchtet und sind so auch nachts angenehm zu passieren.
Zudem rahmt eine abends beleuchtete Reihe aus Zierapfelbäumen auf beiden Seiten der
Brunnenanlage den zentralen Wasserspielplatz. Die Zierapfelbäume (Malus x „Red
Sentinel“) sowie zwei Felsenbirnen (Amelanchier x „Ballerina“) in Pflanzkübeln bilden die
Raumkante zu den westlich und östlich gelegenen Nachbargrundstücken und bieten über
alle Jahreszeiten hinweg interessante Blüh- und Laubaspekte. Darunter werden größtenteils
Stauden gepflanzt, die in einem Farbspektrum von Silber, Weiß und Blautönen das
Wasserthema unterstützen. Einige Flächen werden mit Rollrasen ausgelegt, um die
Sitzmauern als solche nutzbar zu machen. Weiterhin bieten einige Sitzbänke mit Holzauflage
dem Besucher die Möglichkeit, sich mit Blick auf das Wasserspiel auszuruhen.
An der Uferstraße wiederum sind vier neu gepflanzte Japanische Schnurbäume (Sophora
japonica „Princeton Upright“) vorgesehen. Sie markieren zu beiden Seiten den neuen
Fußgängerüberweg zum Ederufer. Diesen letzten Abschnitt des Wasserparks bildet ein
weiteres Wasserspielfeld auf der künftigen Uferpromenade.

In einem kleinen Becken befindet sich eine Schwengelpumpe für Kinder, über welche eine
Rinne gefüllt werden kann. Hier plätschert das Wasser über ein kleines Wasserrad und fließt
durch die anstaubare Rinne zu einer breiten Wassertreppe, welche den rauschenden
Abschluss des Wasserspiels bildet, bevor das Wasser über problemlos begehbaren
Schwellen zurück in die Eder gespült wird.
Um den Lauf des Wassers zu verfolgen zu können, entsteht am Illerplatz auf dem Dach des
Trafo-Gebäudes ein neuer Stadtbalkon mit einer doppelseitigen Sitzbank, von dem aus der
Wasserpark wie auch das Treiben in der Fußgängerzone überblickt werden kann. Ein
weiterer Balkon entsteht direkt an der Uferpromenade mit weiten Blicken über den Fluss und
hinauf zur Stadt.
Die Einfassungen der großen Becken am Illerplatz und im Kernstück des Wasserparks
zwischen Uferstraße und Bremer Straße sowie sämtliche Wasserläufe sind in
anthrazitfarbenem Beton gehalten, um in Verbindung mit dem Wasser eine edle und
spiegelnde Optik zu erhalten. Durch die verschiedenen Spielelemente und Kaskaden wird
das Wasser mit allen Sinnen erfahrbar gemacht.
Alle sonstigen Elemente und Ausstattungselemente orientieren sich hinsichtlich der
Materialien, der Farbgebung und der Gestaltung an den Vorgaben der bereits fertiggestellten
Flächen des Sanierungsgebietes bzw. an dem Entwurf der Fußgängerzone. Am Illerplatz ist
bis zum Rand des Gehweges der Bremer Straße dasselbe Natursteinpflaster vorgesehen,
wie es in der Fußgängerzone verlegt wird: Ein indischer Quarzarenit der Formate zwischen
B/L 14/24 und 14/28 cm in warmen, rötlich, braun bis beigefarbenen Tönen. Der Bereich wird
damit funktional wie optisch der Fußgängerzone zugeordnet.
In den nördlichen Bereichen wird gelblich graues Betonsteinpflaster wie in der bereits
sanierten bzw. in Umbau befindlichen Stadtgebieten um den Bahnhof, die Bahnhofstraße
und den Landratsgarten vorgesehen. Die Hauptgehwege werden in einem unregelmäßigen
Reihenverband verschiedener Formate ausgeführt. Die Platzfläche an der Uferstraße erhält
ein Reihenpflaster aus großformatigen Platten (B/L 40/60 cm). So entsteht eine einheitliche,
optisch zusammenhängende Gestaltung, die den gestalterischen Grundprinzipien der Stadt
Frankenberg entspricht. An der Bremer Straße ist eine niveaugleiche, ausgepflasterte
Überfahrt geplant, welche mit den ortstypischen Betonsteinen (B/L 16/32) cm im
Fischgrätverband ausgepflastert werden. Gestalterisch wird so der fußläufigen Verbindung
der „Wasserachse“ optischer Vorrang gewährt und die Aufmerksamkeit der KFZ-Fahrer
erhöht. An der Uferstraße ist ein 4 Meter breiter Zebrastreifen geplant. Der
Fußgängerüberweg wird mit einem taktilen Leitsystem versehen, der Menschen mit
eingeschränktem Sehvermögen die sichere Orientierung und Querung der Straße erleichtert.

5. Regelquerschnitte und -aufbauten
Die Rampe zwischen Bremer Straße und Fußgängerzone ist an der schmalsten Stelle 4
Meter breit. Das Natursteinpflaster mit Breite 14 cm und Längen zwischen 24 und 28 cm
entspricht dem in der Fußgängerzone verwendeten Material und wird in den steilen
Passagen gebunden verlegt. Ab der Bremer Straße werden die bereits genannten
Betonsteine als Materialien für die Gehwege verwendet. Für die einspurige Fahrbahn ist eine
Gesamtbreite von 3,50 m vorgesehen, die Gehwege erhalten – auch im Bereich des
zentralen Wasserparks - eine Mindestbreite von 2,20 m. Die neue Uferstraße erhält
wiederum die für den innerörtlichen Begegnungsverkehr von Schwerlastfahrzeugen
zulässige Mindestfahrbahnbreite von 6,50 m und zu beiden Seiten einen ca. 2,00 m breiten
Bedarfsstreifen, in dem Baumstandorte, Stellplätze und Ausstattungselemente wie
Fahrradbügel untergebracht werden können. Die künftige Promenade an der Uferstraße
erhält eine Breite von ca. 5,00 m.

Wasserpark von unten